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RSSPrint

So sieht das Faltblatt aus. Ausgewählte Artikel finden Sie auf den folgenden Seiten.

Hier geht es zu den aktuellen Terminen der Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen.

NACH-DENKEN

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde. (Psalm 62, 2+3)

Einer hat seine alte Armbanduhr in der geräumigen Wohnung verlegt. Alle helfen mit, sie zu suchen. Sie drehen die Sofakissen um, gucken an den unmöglichsten Stellen, laufen und reden durcheinander. Sie bleibt verborgen. Da sagt eine: „Seid mal alle still und lasst mich mal suchen!“ Nach einigen Minuten hält sie sie in der Hand.

„Wie hast du sie gefunden?“, fragen die anderen. „Ganz einfach“, sagt diese, „in der Stille der Wohnung habe ich ihr Ticken wahrgenommen.“

Zu Gott stille sein hat im hebräischen Sprachraum (der Sprache des Alten oder Ersten Testaments) auch die Bedeutung: warten, Geduld haben. Dieses Wort kommt nur viermal in der Bibel vor – viermal in den Psalmen. Es beschreibt also etwas ganz Besonderes in der Beziehung zwischen Gott und uns Menschen: Ich strecke mich nach Gott aus, halte Gott mich, mein Innerstes, meine Seele hin. Und ich vertraue, dass Gott, der Fels, der Schutz da ist, fest steht, hilft – und gleichzeitig lasse ich Gott „ganz passiv“ auf mich zukommen, warte geduldig auf Gott, darauf dass ich Gottes „Ticken“ höre bzw. bis ich es höre.

Das gibt mir Kraft, meine täglichen Wege zu gehen, den Alltag zu meistern und mit der Gewissheit in Gottes Begleitung zu leben.

Sollte es in Ihnen lärmen und unruhig sein, sollte es in Ihnen „durcheinander laufen“, und Sie sind damit nicht glücklich, dann versuchen Sie es und sprechen den Psalmvers: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde.

Ihre Manon Althaus

KIRCHE VERSTEHEN

EWIGKEITSSONNTAG – TOTENSONNTAG

Vor rund 200 Jahren bestimmte der damalige preußische König Friedrich Wilhelm III. den letzten Sonntag im Kirchenjahr als „Gedenktag der Entschlafenen“. Im Volksmund wurde daraus bald der „Totensonntag“. Über die Gründe für das königliche Handeln gibt es nur Vermutungen: War es die Trauer um seine vor wenigen Jahren verstorbene Gattin? Der Respekt vor den Soldaten, die in den vergangenen Befreiungskriegen gestorben waren? Oder wollte er ein evangelisches Gegenüber zu den römisch-katholischen Festen Allerheiligen und Allerseelen schaffen?

Seine Anordnung löste unter einigen evangelischen Theologen Widerstand aus: Statt an die Toten zu erinnern solle doch vielmehr die Hoffnung auf die Auferstehung gestärkt werden und die Zuversicht auf die Wiederkehr Christi. Daraus erwuchs eine zweite Prägung dieses Sonntags, der „Ewigkeitssonntag“.

Heute werden diese beiden Prägungen in der evangelischen Kirche fast immer verbunden: Die Namen der Verstorbenen des vergangenen Jahres werden im Gottesdienst genannt, oft verbunden mit einem kleinen Ritual. Und zugleich wird die Hoffnung gestärkt, dass die Verstorbenen aufgenommen sind bei Gott, zum ewigen Leben.

GOTT IST STILL

Wir Brüder im Gethsemanekloster bei Goslar laden Menschen zur Stille ein. In unserem Einkehrhaus führen wir nur Schweige-Einkehrzeiten durch und begleiten unsere Gäste darin.

Warum Stille und Schweigen, wenn man Gott begegnen möchte?

Gott spricht zu uns durch Worte der Heiligen Schrift, durch andere Menschen, durch die Natur. Es gibt vielfältige Arten, wie Gott zu uns spricht. Eine Weise, wie Gott uns tief erreichen kann, ist die Stille. Nicht, dass wir in der Stille wieder auf ein Wort warten, das wir mit unserem Verstand bewegen können. Nein, Gott spricht zu uns unmittelbar in der Stille ohne Worte. Sein Sprechen ist sein stilles Dasein, das keiner Worte mehr bedarf. Die tiefste geistliche Erfahrung, die ein Mensch machen kann, ist die Erfahrung, in Gott zu sein. Diese Erfahrung ist wesenhaft still. Sie bezeugt uns, dass dieses stille Einssein mit dem Grund Gottes schon immer war und uns nie verlässt, auch wenn es äußerlich laut ist. Unser stilles Dasein im stillen Dasein Gottes ist unsere tiefste Identität. Ein Novize fragte den Meister: „Woran erkenne ich einen in Gott gereiften Menschen?“

Der Meister schweigt einen Moment und antwortet: „An seiner breiten, tiefen Stille.“

Wir leben in einer sehr lauten Zeit. Nicht nur äußerlich ist es laut, sondern auch innerlich in unserem Geist. Durch die Inflation der Worte, Nachrichten und Bilder, die auf uns einströmen, ist unser Verstand meistens recht laut in Bewegung. Wir kultivieren Zerstreuung. Für einen geistlich suchenden Menschen ist das ein gewaltiges Hindernis, um in die bewusste Fühlung mit Christus zu kommen. Da ist es gut, immer wieder Orte der Stille aufzusuchen, an denen man innerliche und äußerliche Eindrücke fastet, um still vor und in seinem Gott zu werden.

„Nichts im Universum gleicht dem Wesen Gottes so sehr wie die Stille“, sagte schon Meister Eckhart. Stille umgibt uns immer. Sie ist der Hintergrund, auf dem unser geräuschvolles Leben gemalt ist. Wenn wir eine Stilleinkehr aufsuchen, dann kann es sein, dass wir wie im Meer einmal den oberflächlichen Wellengang unseres Lebens verlassen und abtauchen in die unendliche Stille und Weite unseres Seins. Dort sind wir in Gott und er in uns.

Bruder Achim Gilbert
Prior des Gethsemaneklosters
Gut Riechenberg 1
38644 Goslar
Tel: 05321 21712

www.gethsemanekloster.de

VOM VERSTUMMEN ZUR STILLE

Der Tod eines nahen Menschen kommt oft über uns mit unbarmherziger Wucht und lässt uns in Schmerz und Ohnmacht verstummen. Die bisherige Welt ist plötzlich weg. Viele fragen sich: „Wie soll ich ohne diesen Menschen weiterleben?“.

Wenn ich in meinem Dienst als Krankenhausseelsorgerin Menschen in diesen Situationen begleite, helfe ich, vom entsetzten Verstummen zur Stille zu gelangen. In die Stille gehen, heißt, Sprache finden für das, was gerade geschieht oder geschehen ist. Oft hilft es, dabei nicht allein zu sein. Es tut gut, zusammen mit jemand Anderem einen Menschen verabschieden zu können. Jemand, der mich stützt und so nimmt, wie ich gerade bin. Dann kann ich besser in meine Seele hören, die zart den Menschen sucht, von dem ich mich verabschieden muss.

Ja, dabei braucht es Stille. Sie schenkt Erdung und ein Innehalten. Ich muss erst einmal gar nichts machen, nur da sein. Das ist ganz viel und ist sehr kostbar. Denn das Nichtstun tut gut und schenkt Kraft. Ich höre weiter in mich hinein und spüre, wie in der Stille Töne erklingen, zarte und weiche Töne. Das kann Musik sein oder Worte, aber vor allem sind es Gefühle, die ich spüre. In der Stille breiten sich Gefühle von Liebe, Zuneigung, Verbundenheit, Treue, Aufmerksamkeit und so vieles mehr aus. Mit diesen Gefühlen füllt sich die Stille, und für mich ereignet sich in dieser Stille Frieden. Dieser Frieden macht es uns möglich, Menschen zu verabschieden und unsere Liebsten aus unseren Händen in Gottes Hände zu geben. Genau das erlebe ich, wenn ich eine Aussegnungsfeier am Sterbebett feiere.

Die Stille des Friedens ist es, die Kraft schenkt, Menschen loszulassen und dennoch miteinander verbunden zu bleiben. Manchmal fühlen wir diesen Frieden nicht, weil wir vom Alltagslärm abgelenkt werden. Dann lohnt es sich, in Stille zu gehen, um die Seele erklingen zu lassen.

Nicole Waberski

Krankenhausseelsorgerin im Martin-Luther-Krankenhaus

IN DIE STILLE GEHEN

Seit zwei Jahren trifft sich in der Gemeinde Neu-Westend jeden Sonntag mit dem Glockenläuten um 18 Uhr eine Gruppe zur gemeinsamen Meditation mit dem Herzensgebet. Christliche Meditation erfordert Übung. Deshalb ist die Gruppe auf möglichst beständiges gemeinsames Meditieren ausgerichtet.

Jedes Treffen besteht aus drei Phasen. Zunächst beginnt die Gruppe mit einer angeleiteten Meditation. Gemeinsam wird der Weg in die Stille zurückgelegt. Die Anleitung ermöglicht es auch weniger regelmäßig Teilnehmenden und neuen Meditierenden, in die Übung einzusteigen. Sich für Gott öffnen, die innere und äußere Haltung ihm zuwenden, den Atem bewusst fließen lassen und in der Wiederholung des Herzenswortes alle Gedanken auf Gott ausrichten. So kann es gelingen, alles Äußere abfallen zu lassen und in einen Zustand tiefer Stille und tiefen Friedens zu kommen. Nicht immer gelingt es, die Lasten des Alltags abzustreifen. Das Herzenswort ist ein kurzes Gebet, das jede und jeder wie ein Mantra innerlich wiederholt. Ohne Druck und ohne Leistungsdenken geht es ums Loslassen. Diese erste Übung dauert ca. 25 Minuten.

In der zweiten Übung unterstützt die Bewegung die innere Hinwendung zu Gott. Die Gruppe geht langsam Schritt für Schritt im Kreis, jede:r in seinem/ihrem Rhythmus, und spricht auch dabei innerlich das Herzensgebet. Viele Teilnehmende berichten, dass sie bei dieser Übung besonders intensiv die Energie der Gruppe spüren. Eine andere Variante ist eine Bewegungsmeditation mit Bewegungen, die an Qigong angelehnt sind und den Text eines alten Liedes zum Ausdruck bringen, das von der Leiterin Marina Lewkowicz gesprochen wird.

Der dritte Teil beginnt mit einem gemeinsam gesprochenen Gebet. Die Klangschale gibt das Signal zum Beginn. Ohne erneute Anleitung erfolgt nun das individuelle Versenken in der Stille für ca. 30 Minuten. 30 Minuten können ganz schön lang sein, wenn es nicht so gut gelingt, ablenkende Gedanken beiseitezuschieben. 30 Minuten können aber auch überraschend schnell vorbei sein. Die Klangschale holt alle ins Hier und Jetzt zurück.

Bei der Meditation „passiert“ streng genommen nichts. Aber die Erfahrung ist, dass die Gruppe nach eineinhalb Stunden gelöst und mit guter Energie der neuen Woche entgegensieht.

Susanne Hornauer

Meditation mit dem Herzensgebet sonntags 18 Uhr im Gemeindesaal, Eichenallee 51
aktuelle Informationen: In den nächsten Tagen bei uns

GOTT VERNEHMEN.

STRASSENEXERZITIEN MITTEN IM ALLTAG

Es ist eine Auszeit vom Alltag mitten im Alltag: Straßenexerzitien sind geistliche Übungen in der Stadt, eintägig oder auch länger. Marita Lersner begleitet solche Straßenexerzitien und beschreibt deren Wirkung: »Die Teilnehmer:innen werden im Lauf des Tages still und kommen so zu Gott. Und zu sich.«

Mit einem kurzen Impuls beginnt der Tag und mit einer großen Einladung, nämlich in den nächsten Stunden nichts zu müssen, auch keine Erwartung zu erfüllen.

Alles, was sie auf dem Weg in die Stille stören könnte, geben die Teilnehmenden in die Obhut der begleitenden Personen: Das Smartphone, das Portemonnaie. Denn darin besteht die herausfordernde Übung: sich dem Ort und der Situation aussetzen, ungesichert und damit offen.

Für drei bis vier Stunden gehen die Teilnehmer:innen anschließend auf die Straße, »am liebsten in den Trubel – nach Kreuzberg, auf den Alex«, erläutert Lersner mit einem Lächeln. Dort, im lauten Alltag, werden die Teilnehmer:innen still, »der Sand im Wasserglas senkt sich, das Wasser wird klar«, umschreibt Lersner die Erfahrung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Teilnehmenden im Gehen einen weiten Raum erobern, sich in einem kleinen Radius bewegen oder auch ruhig sitzend die Zeit gestalten. Immer nehmen sie doppelt wahr: Das, was um sie ist. Und das, was in ihnen ist.

Die Grundidee der Exerzitien als geistliche Übungen stammt von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens. In dieser Tradition gestalten Menschen Exerzitien für zehn Tage in einem Kloster, unter Anleitung einer erfahrenen begleitenden Person. Christian Herwartz, Arbeiterpriester in Berlin, entwickelte diese Übungen weiter und übertrug sie vom Kloster in die Stadt und auf die Straße. Damit wurde die Stadt zur geistlichen Umgebung, die anbietet und anregt, die Eindrücke schenkt und Begegnungen. Lersner begründet das so: »Wir nehmen ernst, dass Gott mit seiner Geburt zur Welt gekommen ist. Das heißt doch, dass wir ihn mitten in dieser Welt erleben können. Es braucht dafür keine heiligen Orte oder Klöster - es braucht nur die Straße, also unseren ganz normalen und verrückten Alltag.«

Nach der stillen Zeit tagsüber kommt die Gruppe am Abend wieder zusammen und erzählt sich die Erlebnisse und Erfahrungen des Tages. Hier unterstützen die begleitenden Personen: »Im Erzählen schließt sich oft etwas auf, manchmal mit Hilfe unserer Fragen, manchmal mit unseren Angeboten der Deutung«, skizziert Lersner ihre Rolle. »Die Exerzitien sind sehr selbstbestimmt. Jede:r gestaltet diese Zeit auf eigene Weise und wird allein mit sich still. Nur Gott redet mit.«

Marita Lersner arbeitet als Pfarrerin und geistliche Begleiterin in Berlin und ist Teil einer ehrenamtlichen Gemeinschaft von rund 120 Personen evangelischen und katholischen Glaubens, die im deutschsprachigen Raum Straßenexerzitien anbieten und begleiten. Neben der kurzen Form der Exerzitien an einem Tag gibt es auch umfangreiche Straßenexerzitien von zehn Tagen.

Mehr Informationen unter: www.straßenexezitien.de

„VOM VERGANGENEN ZU MEINER GEGENWART“

INTERVIEW MIT MATTHIAS LOERBROKS

WAS verstehen Sie unter „Gedenken“?

Gedenken ist ein Handeln gegen das Vergessen, das Vergessenwerden von Menschen, von Ereignissen. Im Gedenken werde ich dessen gewahr, dass Vergangenes nicht vergangen ist, sondern in meiner Gegenwart sich auswirkt. Ich gedenke des Guten wie des Schmerzhaften. Wichtig ist aber, dass die Menschen, derer ich etwa am 9. November gedenke, nicht verzweckt werden: Ihr Leiden hatte keinen Sinn – auch nicht den, dass ich etwas daraus lerne.

WOZU trägt „Gedenken“ bei?

Gedenken macht mir deutlich, dass ich ein geschichtliches Wesen bin: Ich bin bedingt durch die Geschichte vor mir, mache aber auch selbst Geschichte. Gedenken erinnert mich deshalb an meine Verantwortung für das, was ich hinterlassen werde.

WELCHE Aufgabe haben Gedenk-Gottesdienste?

Sie bieten Rahmen und Raum für diejenigen, denen das Datum ohnehin im Bewusstsein ist. Am 9. November geht es um eine christliche Schuldgeschichte: Die theologische Rede vom „Ende Israels“ hat die „Endlösung“ erst möglich gemacht. Im Gottesdienst, im Gegenüber zum Gott Israels, den wir als „Du“ anreden, sprechen wir diese Schuld aus. Und wir hören den Auftrag zum Handeln: Der judenfeindlichen Tradition und der christlichen Israel-Vergessenheit widersprechen, eine bessere Tradition stiften.

DER GEDENKGOTTESDIENST AM 9. NOVEMBER 2023 wird von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und der Evangelischen Akademie Berlin gemeinsam verantwortet.

Er beginnt um 19 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, 10117 Berlin

 

Letzte Änderung am: 24.10.2023