Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Ausgabe Oktober/November 2021

So sieht das Faltblatt aus. Ausgewählte Artikel finden Sie auf den folgenden Seiten.

Hier geht es zu den aktuellen Terminen der Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen.

WILLKOMMEN

Bunt, vielseitig und kompakt, mit Hintergründen und Informationen aus unterschiedlichen Feldern – so wollen wir mit Ihnen über den neugestalteten Gemeindebrief in Verbindung sein. In den Händen halten Sie die erste Ausgabe der „Offenen Kirche“.

Für viele Menschen in Neu-Westend gehört die Kirche einfach dazu. Deshalb steht die Kirche in der Eichenallee tagsüber offen. Und deshalb verteilen wir die „Offene Kirche“ auch an alle Haushalte.

Und offen ist auch die Kirchengemeinde: Offen für Begegnung, Beteiligung und Begleitung. Wir sind, wir haben eine „Offene Kirche“. Schauen Sie rein.

Pfarrerin Manon Althaus für die Redaktion

NACH-DENKEN

Ein Satz eines Freundes. Ein Smiley auf dem Handy vor der Prüfung. Ein Kaffee, bevor die Bohnen alle sind. Eine warme Hand auf dem Rücken. Ein geschenktes Vertrauen. Die letzte Praline.

Dankbarkeit macht sich besonders in solchen Momenten breit, in denen von etwas nicht im Überfluss da ist. Eine Umarmung. Ein Lied. Ein Blick aufs Meer. Und erst dann merke ich, wie sehr es mir gefehlt
hat. Das, was mir im Leben wirklich wichtig ist, ist gar nicht so viel. Umso wohltuender, wenn es da ist.

Meinen Dank richte ich an Gott. An wen sonst?

„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn“ – so der Refrain des Erntedankklassikers »Wir pflügen und wir streuen«, der in allen Kirchen an diesem Tag gesungen wird. Das Lied erinnert mich daran, dass ich von Gegebenheiten lebe, die ich selbst nicht geschaffen habe: Für mein Brot habe ich den Roggen nicht ausgesät und für meinen Kaffee die Bohnen nicht geerntet. Ja, mein ganzes Leben verdanke ich nicht mir selbst. „Drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn“, so weiter im Refrain. In dem Glück, vieles im Überfluss und zu jeder Zeit verfügbar zu haben, erinnert Erntedank mich auch an unsere globale Verantwortung, Besitz und Ressourcen gerecht zu teilen.

Ich grüße Sie herzlich und verabschiede mich zum Ende meines Vikariates von Ihnen.

Mit allen guten Segenswünschen, Theresa Dittmann.

KIRCHE VERSTEHEN

Mit dem Erntedankfest hat das Kirchenjahr einen festen Zeitpunkt, Gott für die Schätze des Alltags zu danken. Entstanden ist es in dem Wissen darum, dass nach großen Kraftanstrengungen gefeiert werden muss; und so wurde das Einbringen der Ernte traditionell mit einem großen Fest beschlossen.

Wenn wir Erntedank feiern, bauen Juden und Jüdinnen gerade ihre Laubhütten ab. Sie haben als Dank für die Ernte Ende September das bunte, fröhliche Laubhüttenfest (Sukkot) gefeiert. In dieser Zeit wird – in Erinnerung an die Wüstenwanderung der Israeliten – für sieben Tage die warme, heimelige Wohnung mit einer Laubhütte (Sukka) aus dünnen Wänden getauscht. Diese provisorische Hütte erinnert an die beständige Angewiesenheit auf Gottes Schutz. Gäste werden eingeladen, es wird miteinander gegessen, gesungen, gedankt und um Regen gebeten.

Bilder von Erntedank 2021

»NIMM UND LIES VOR«

Olaf Trenn liest. Gründlich und langsam liest er theologische Fachliteratur und Arbeiten von angehenden Pfarrer*innen. Denn Olaf Trenn arbeitet als Studienleiter in der Ausbildung des  theologischen Nachwuchses der Evangelischen Landeskirche. Aber er kann auch anders: In der Freizeit liest er kreuz und quer, schnell und häufig mehrere Bücher nebeneinander. Vor über 20 Jahren hat Trenn die Abende »tolle et lege« ins Leben gerufen. »tolle et lege« - das bedeutet »Nimm und lies«. Für diese Abende ist Trenn immer auf der Suche nach Texten, die sich in 90 Minuten vorlesen lassen, allein oder szenisch mit einem Ensemble, immer unterbrochen von Musik. »Ich lese, was mir ‚vor die Flinte‘ kommt, geschenkte, geliehene und gekaufte Bücher, Gegenwartsliteratur und Klassiker, Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Drehbücher, Gedichtbände, Dramen und Komödien«. Hobby ist ein zu kleines Wort dafür: »Lesen ist meine Leidenschaft – nach dem schnelle Überflug kommt die mehrfache sorgfältige Lektüre, weil ich nahezu jeden Text für ‚tolle et lege‘ bearbeite. Zum ‚wann‘ des Lesens kommt ein ‚wann‘ des Bearbeitens hinzu. Und das benötigt noch einmal viel Zeit und dramaturgisches
Geschick.« Die Sommersaison von »tolle et lege« ist in der Lindenkirchengemeinde beheimatet, im Winter wird in der Gemeinde in Neu-Westend gelesen und musiziert. Für jeden dieser Abende sucht Trenn etwas Neues und kombiniert die Wörter mit Klängen. Und jeder dieser Abende ist eine Überraschung, denn was erklingt, bleibt unangekündigt. Nur wer dabei ist, hört und erlebt einen einzigartigen Abend. Olaf Trenn liest - und manchmal liest er auch vor.

Termine von »tolle et lege« in Neu-Westend

ISRAEL – LAND UND LEUTE UND OFFENE FRAGEN

Wie haben Sie dieser Reise erfahren?
WS: Pfarrerin Althaus hat mir bei einer Begegnung von der Reiseidee erzählt. Ich war noch nie in Israel gewesen, meine Frau schon mehrfach und sehr begeistert. Und jetzt bot sich die Gelegenheit für mich,
hinzufahren.
AS: Wir haben uns angemeldet, als Erste. Und dann musste die Reise ja auch stattfinden.

Was waren Ihre Erwartungen?
AS: Ich hatte Angst vor der typischen Busrundfahrt. Die Gruppe wird ausgekippt, macht Fotos, hat eine
halbe Stunde Zeit für ein ganzes Museum und dann geht es weiter. Alles bleibt an der Oberfläche.
WS: Richtige Erwartungen hatte ich keine. Meine Vorstellung war die von vielen Steinen und karger
Wüste. Und von einem Durcheinander, wer mit wem warum in dem Land im Streit liegt. Außerdem bin ich eher ein Individualreisender, der Gruppen meidet.

An welche Höhepunkte der Reise erinnern Sie sich?
AS: An die Wanderung durch das Taubental, bei der langsam der See Genezareth in den Blick kommt. Laufen auf Pfaden, die schon ewig benutzt werden, Fußstapfen von Generationen. Dann an die Badestelle und das Schwimmen im See und den Blick zurück auf den Weg, den wir gewandert sind – ein Rundumblick. Und an Sharon, den Reiseführer, der sein unglaubliches Wissen geduldig mit uns geteilt hat.
WS: An heilige Stätten wie die Grabeskirche – Orte, die seit Jahrtausenden Ängste und Wünsche, Gebete und Dank der Menschen aufgesogen haben. Und an eine Wanderung durch einen Wadi, ein trockenes Flussbett, mit mir allein und in völliger Stille. In dem Land, in dem Jesus gewandert ist.

Was hat sich bei Ihnen verändert durch die Reise?
AS: Ich war ja schon in Israel gewesen und habe trotzdem das Land und die Menschen noch einmal neu kennen gelernt. Wir sind Palästinensern, christlichen Arabern, Beduinen begegnet. Und jeder erzählt seine eigene Geschichte und die ist ja immer nur ein Teil der ganzen Geschichte.
WS: Meine Bilder im Kopf haben sich vervielfältigt. Im Politischen, Religiösen und Kulturellen gibt es breite Spektren: Da sind die Ultra-Ortodoxen und die Modernen und alle verstehen sich als Juden. Und
auf den anderen Seiten genau so – eigentlich wie überall.

Letzte Frage: Warum würden Sie noch einmal nach Israel fahren?
WS: Wegen Manon Althaus und wegen Sharon, unserem Reseführer. Er erklärt das Land und seine Geschichte einfach großartig und Manon Althaus beantwortet jede Frage zur Religion, zur Bibel, zum
Glauben.
AS: Ich war mit Fragen hingefahren und bin mit neuen Fragen zurückgekommen. Jetzt will ich Antworten auf diese Fragen und vielleicht auch neue Fragen.

Für Oktober 2022 plant die Gemeinde Neu-Westend wieder eine Israelreise. Weitere Informationen dazu folgen. Kontakt: Manon Althaus, Tel. 030 47 98 77 77

STOLPERSTEINE

Elisabeth Charlotte Gloeden, Juristin – sie versteckte den von den Nationalsozialisten gesuchten Fritz Lindemann in ihrer Westender Wohnung in der Kastanienallee 23 und wurde dafür später ermordet.  Der Name auf einem Stolperstein führt eine Konfirmandin zu ihrer Geschichte, die sie uns erzählt und anschließend in die Projektrunde fragt: „Denkt ihr, ihr hättet das gleiche für Fritz Lindemann getan?“

Im Gedenken an den 9. November 1938 machen sich auch in diesem Jahr Konfirmand*innen auf den Weg, um im Westend Stolpersteine zu putzen, eine Kerze zu entzünden und eine Blume niederzulegen. Anschließend kommen wir ins Gespräch und werden immer wieder über Geschichten von Stigmatisierung, Diskriminierung und Verfolgung stolpern.

Ich bin dankbar für diese Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit, denn sie bewegen etwas in uns.  Mit erstaunlicher Offenheit sprechen Jugendliche über die eigene Betroffenheit und fragen sich, was  macht das Gehörte und Erlebte mit uns und unserem Handel. Wir denken gemeinsam über unsere Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft nach. Wir fragen Schüler*innen aus Charlottenburg-Wilmersdorf – wo in unserer Gesellschaft ist es wichtig genau hinzusehen? Wie kann dieses Hinsehen funktionieren? Wie kann man alltäglich erlebter Diskriminierung begegnen und was können wir ihr entgegnen? Antworten auf diese Fragen und Strategien für einen guten Umgang finden
wir unter anderem in Argumentationstrainings gegen rechte und diskriminierende Parolen. Gemeinsam aufmerksamer werden für verschiedene Formen von Diskriminierung und sensibel im Umgang mit  eigenen Vorurteilen sein – daran arbeiten wir an verschiedenen Punkten immer wieder mit Jugendlichen. Es geht darum, aus dem Gedenken und Erinnern eine Haltung für das eigene Handeln im  Heute und Morgen zu entwickeln.

Jakob Bindel

Neuer Konfirmationskurs für interessierte Jugendliche seit 16.09.2021.

Kontakt: Frank Vöhler, Jakob Bindel und Pia Folgmann für das Team des Evangelischen Jugendclubs Die Eiche

MARTIN VON TOURS

Im Jahre 316 wird Martin in heutigen Ungarn geboren, damals eine Provinz des römischen Reiches. Sein Vater ist ein römischer Offizier und Martin wächst in der Welt des Militärs auf. In Italien, wohin der Vater versetzt wird, lernt Martin Christen kennen und schnell weiß er: Er möchte Christ werden. Mit zehn Jahren bewirbt er sich um die Taufe. Doch nach dem Willen seines Vaters und nach dem Gesetz muss Martin Soldat werden. So gehört er mit 15 Jahren bereits zur Leibwache des Kaisers Konstantin des zweiten.

Etliche Jahre später wird er nach Gallien im heutigen Frankreich versetzt. Dort vertieft sich sein Glaube. Er handelt, wie er es für richtig hält, und macht sich damit zum Gespött seiner Kameraden. Sie lachen ihn aus, wenn er zum Beispiel seinen Mantel mit dem Schwert teilt und eine Hälfte an einen armen Menschen verschenkt. Martin ist nur noch widerwillig Offizier. Vor einer Schlacht verweigert er sogar  seine Teilnahme daran: Nicht mehr Soldat des Kaisers, sondern Soldat Christi will er sein und seinen Armeedienst beenden. Doch er muss bleiben, er muss seine Dienstpflicht von 25 Jahren ableisten.

Als er endlich aus dem Heer entlassen wird, lebt er zunächst eine Weile bei dem Bischof, der ihn wenige Jahre zuvor getauft hat und zieht sich dann als Mönch auf eine die einsame Insel Gallinara zurück.

Viele Menschen suchen seine Nähe, er wird als Nothelfer und vorbildlicher Christ bekannt. Schließlich wird er gegen seinen Willen zum Bischof von Tours bestimmt, sorgt aber weiter für Notleidende und wirkt Wunder. Hochbetagt stirbt er und wird am 11. November 397 begraben, dem späteren Martinstag. Weit über seine Region und seine Zeit hinaus erzählen Menschen von Martin, bis heute.

Dorit Schneider

Letzte Änderung am: 09.05.2023